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Rework formt die textile Kette in einen Kreislauf um. Ihre Kollektionen werden umweltschonend aus Secondhand-Kleidern hergestellt, die sie auseinander schneiden und neu zusammennähen.

17.11.2022
Kaspar Schlaeppi

Kleidermassen wieder in den Kreislauf bringen

200 Millionen Kleidungsstücke werfen die Schweizer:innen jedes Jahr in Textil-Sammelstellen. Viele davon taugen leider nicht als rare Schmuckstücke in deinem Lieblings-Secondhand-Laden – sie will niemand mehr haben. Doch es gibt Menschen, die sich diesen unermesslichen Mengen an Altlasten widmen und ihnen ein neues Leben schenken. Die kreativen Köpfe von Rework zählen zu ihnen und erzählen uns, wie sie den Kreislauf wieder zum Zirkulieren zu bringen.

Zwischendurch gibt es diese stillen Momente der Freude, wo wir richtig stolz sind. Wenn wir uns umsehen im neuen Shop in Basel zum Beispiel und es aussieht wie bei den Grossen. Fast so, als wären wir ein richtiger «Brand». Wenn wir die Menschen beobachten, wie sie an der Kasse stehen und Geld ausgeben für etwas, das wir gemacht haben. Wenn wir dann auch noch erklären dürfen, «ja, doch, alles, was ihr hier seht, wurde aus Secondhandkleidern genäht».

Zwischen Stolz und einer Flut an Alltagsproblemen

Dann kommt wieder die Flut an tausenden Alltagsprobleme und schwemmt uns den Boden unter den Füssen weg: Überall Baustellen, überall Handlungsbedarf, zu viele Projekte, zu wenig Zeit, an allen Ecken und Enden müsste gearbeitet und verbessert und koordiniert werden. Manchmal ist die beste Idee, den Kopf in den Sand zu stecken und zu hoffen, dass der nächste Tag ein neuer Tag ist und alles gut wird.

Aus alten Jacken werden praktische Taschen

Second Hand – Von Retro zum Ausweg aus der Konsumkrise

Am Anfang war ein kleiner Kellerladen in der Berner Altstadt, der hiess Fizzen und verkaufte Secondhandkleider. «Secondhand» war ein zwiespältig besetzter Begriff und stand für Retro und für Einzelstücke, aber auch für «nicht neu», also implizit «weniger gut». Drei Jahrzehnte später gibt es Fizzen immer noch, gut gealtert und etabliert, und auch «Secondhand» gibt es noch, stärker als je zuvor – plötzlich gefeiert als Ausweg aus der Konsumkrise und als Heilsbringer für die Rettung unseres Planeten. Wer hätte das gedacht?

«Secondhand» bedeutet, dass etwas nicht neu hergestellt werden muss, weil es bereits existiert. Mit Abstand der grösste Ressourcenverbrauch im Lebenszyklus eines Kleidungsstückes entsteht bei der Materialproduktion. «Secondhand» jedoch kommt ohne Materialproduktion aus. Es werden keine Rohstoffe, keine Anbauflächen, kein Wasser und keine Chemikalien benötigt. Das ist auch in Abgrenzung zu rezyklierten Materialien ein beeindruckendes Argument und verdient Beachtung.

«Secondhand» bedeutet aber auch, dass ein Einzelstück immer nur eine Einzelperson glücklich macht – und um das Passende zu finden, braucht es tatsächlich oft ein bisschen Glück. Hier liegt der Ursprung von Rework. Wir verwenden Secondhandkleider nicht als Einzelstücke, sondern als Materialgrundlage. Wir ändern ab, passen an, kombinieren und nähen um. Dadurch können wir auch un-perfekte Kleidungsstücke verwendbar machen. Wir möchten Designs entwerfen und Kollektionen gestalten, wie alle anderen Kleidermarken auch.

An guten Tagen möchten wir die Welt erobern und an schlechten Tagen machen wir uns gegenseitig Mut.

Das ist unsere Mission und daran glauben wir. Und wir werden immer mehr. Die Nische wächst, Rework wächst, wir finden Unterstützung sowohl hinter als auch vor den Kulissen, hinter und vor der Ladentheke. Unsere Mitarbeiter:innen sind mit Herzblut dabei, es sind alles kleine und grosse Manager:innen, die sich ins Zeug legen für die gemeinsame Vision. An guten Tagen möchten wir die Welt erobern und an schlechten Tagen machen wir uns gegenseitig Mut.

Upcycling als Alternative zu der Flut an Billigkleidern

Zu dritt sitzen wir im Auge des Orkans. Laura ist für die Designs und das Sortiment zuständig und zeichnet sich durch ihren Pragmatismus und ihre Erfahrung aus. Marcos kümmert sich um die Positionierung, Ästhetik und strategische Ausrichtung der Marke und sorgt dafür, dass wir als Firma kompetenter werden. Kaspar qualifiziert sich für seine Führungsposition, indem er sich mit dem schützenswerten Status eines Gründungsmitgliedes umgibt. Alles fällt leichter, seit wir ein Team sind.   

Viel Zeit ist seit den Anfängen vergangen. Rework ist zu Rework AG und einer eigenständigen Firma geworden. Die Notwendigkeit, der Flut an Billigkleidern etwas entgegenzusetzen, hat sich in der Gesellschaft etabliert und muss nicht mehr begründet werden. Die Vorstellung von «Kreislaufwirtschaft» wurde zu einem Synonym für eine bessere Welt. Und für die Ursprungsidee von Rework hat sich inzwischen ein Begriff gefunden: Upcycling. Die Vorzeichen stehen gut. Es könnte etwas aus uns werden.

Hast du Anregungen oder Kritik? Wie reflektierst du deinen Style und mit welchen Textilien wohnst du? Teile es mit uns mit #reflectyourstyle auf Social Media – Instagram oder Facebook – oder via Mail initiative@sts2030.ch

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