Nachhaltigkeitslabels für Textilien
Ein Überblick, worauf du beim Einkaufen achten kannst.
Labels sind in der Textilindustrie wichtig, um sicherzustellen, dass Textilien unter sozialen und ökologisch vertretbaren Bedingungen produziert werden. Um das für dich als Konsumierende auf einen Blick erkennbar zu machen und somit nachhaltiges Einkaufen zu erleichtern, nutzen Textilunternehmen Produktkennzeichnungen durch Labels. Eine Übersicht bieten in der Schweiz Websites wie labelinfo.ch. Hier gibt Katharina Schaus von der deutschen Beratungsfirma it fits einige Einblicke, was es eigentlich mit solchen Nachhaltigkeitslabels auf sich hat und worauf du bei deinem Einkauf achten kannst.
Vertrauensvolle Labels durch ein Drei-Parteien-System
Die Anforderungen hinter einem Nachhaltigkeitslabel sind Richtlinien, die die Textilunternehmen freiwillig umsetzen. Diese Standards werden von Unternehmen oder Interessenverbänden der Wirtschaft, Organisationen, Konsumierenden-Initiativen oder von staatlichen Einrichtungen gesetzt. Für die Überprüfung der Einhaltung dieser Standards sind Zertifizierungsstellen zuständig, die hierfür ein Zulassungsverfahren durchlaufen müssen, welches von Akkreditierungs-Organisationen durchgeführt wird. Durch diesen unabhängigen Aufbau eines Labels durch drei verschiedene Parteien, bei dem die Entwicklung der Richtlinien getrennt von deren Absicherung und der Nutzung der Richtlinien und Standards erfolgt, können Käufer:innen einem solchen Label vertrauen. Anhand von unabhängigen Inspektionen vor Ort und zusätzlichen Prüfungen der Produkte wird die Einhaltung der zugrunde gelegten Kriterien sichergestellt. Im besten Fall geht der Vergabe eines Labels also eine unabhängige Zertifizierung voraus.
Unterschiedliche Labels für unterschiedliche nachhaltige Ziele
Ein nachhaltiges Produkt beinhaltet Qualitätsmerkmale in den Kernbereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (auf Englisch: Environment, Social, Governance, kurz: ESG). Damit diese Informationen die Kaufinteressenten erreichen und Unternehmen die Vorteile von der Nachhaltigkeit ihrer Produkte transparent sowie glaubwürdig vermitteln können, dienen Labels verschiedenen Zielsetzungen.
Ein einziges Label für alle wäre nicht in der Lage, alle wichtigen und relevanten Zielrichtungen innerhalb der gesamten Lieferkette von Textilien abzudecken. Da es keine allgemeingültige Definition für ein nachhaltiges Textil gibt, existieren auch keine allumfassenden und einheitlichen Bewertungskriterien. Das erklärt, warum sich so viele verschiedene Arten von Labels auf dem Markt etabliert haben, die alle unterschiedliche Ziele verfolgen und sich auf bestimmte Aspekte in der Produktion oder gewisse Materialien konzentrieren.
Fünf Hauptarten von Labels
Im Rahmen von diversen Studien zu Labels konnten über 120 Labels zusammengetragen werden, welche von rund 100 Standardinhaber:innen vergeben werden1. Diese können in unternehmensbezogene und produktbezogene Zertifizierungen unterschieden werden. Fünf verschiedene Ansätze der Produktkennzeichnung bzw. -bewertung lassen sich dabei bei Textilien klassifizieren. Es gibt unter anderem
- „Nachhaltigkeitslabel“
- „Soziallabel“
- „Gesundheitslabel“
- „Umweltlabel“
- „Recyclinglabel“
Label, die sich lediglich um die Produkteigenschaften bemühen, die an den Textilien selbst nachprüfbar sind, werden als „Humanökologische oder Gesundheits-Label“ bezeichnet. Hier wird nur das Endprodukt auf Schadstoffgrenzwerte geprüft (Beispiel Öko-Tex Standard 100).
Labels, die sich mit der gesamten Produktionskette oder dem Produktkreislauf beschäftigen und sich dabei von der Rohstoffgewinnung bis hin zur Entsorgung und Recycling auseinandersetzen, können als „Umwelt- oder Produktionsökologische Label“ bezeichnet werden.
„Sozial- oder Fair-Trade-Label“ garantieren die Einhaltung bestimmter sozialer Kriterien und ethischer Geschäftspraktiken und stehen damit für Sozialverträglichkeit. Sofern mehrere oder alle Aspekte in einem Standard berücksichtigt sind, kann sich dies als Nachhaltigkeitslabel bezeichnen.
Kriterien für die Auszeichnung von Textilien mit Labels
- Materialien
- Die Verwendung von nachhaltigen Materialien, wie kontrolliert biologisch angebaute, biologische abbaubare, recycelte oder kreislauffähige Fasern
- Chemikalien
- Keine Verwendung von schädlichen (toxischen, mutagenen, kanzerogenen) Chemikalien
- Produktionsverfahren
- Keine Anwendung von umweltschädlichen Produktionsmethoden und Verfahren zur Minimierung von Umweltauswirkungen
- Ressourcenschonung
- Reduktion von Emissionen, Wasser- und Energieverbrauch
- Verpackung
- Recyclebare oder biologisch abbaubare Verpackung
- Sozialverträglichkeit
- Förderung von sozialer Verantwortung und damit Einhaltung von Menschenrechten, Arbeitssicherheit, Vermeidung von Kinderarbeit, Diskriminierung, etc.
- Löhne
- Zahlung existenzsichernder Löhne
- Transparenz
- Rückverfolgbarkeit, Nachvollziehbarkeit, Mengenbilanzierung von zertifizierten Materialien
- Kommunikation
- Vorgaben für Kennzeichnung und Kommunikation
Zu den glaubwürdigen und marktrelevanten Labels zählen beispielsweise:
- GOTS (Global Organic Textile Standard)
- Fairtrade
- OEKO-TEX Made in Green
- Bluesign
- Cradle to Cradle
- GRS (Global Recycle Standard)
- Naturtextil IVN Best
Eine aktuelle Umfrage unter Konsumierenden zeigt, dass fast jede zweite befragte Person (47 Prozent) angibt, auf den Produktverpackungen nach Hinweisen zur Bewertung schaut, wie zum Beispiel nach Labeln. Sechs von zehn Verbrauchenden achten bei ihrer Kaufentscheidung dabei immer häufiger auf die ökologische, ökonomische oder soziale Nachhaltigkeit. Wichtig sind den Kund:innen vor allem Themen wie Tierwohl, Verpackung, Recycling und die Einhaltung von Menschenrechten bei der Produktion. Somit geben Labels eine wichtige Orientierung und Entscheidungshilfe beim Kauf von Bekleidung und anderen Textilien. Mehr als zwei Drittel (72 Prozent) der befragten Konsumierenden halten anerkannte Nachhaltigkeitslabels, Zertifizierungen oder unabhängig geprüfte Nachhaltigkeitsberichte für sinnvoll und hilfreich.
Tipps für den alltäglichen Einkauf
- Vergewissert euch, dass das Label von einer anerkannten Organisation vergeben und ausgestellt wurde
- Informiert euch über die Kriterien der Zertifizierung und stellt sicher, dass diese euren persönlichen Werten entsprechen
- Schaut auf Websites wie labelinfo.ch vorbei und verschafft euch ein fundiertes Bild über die verschiedenen Labels
- Auch auf anderen Websites findet ihr Übersichten wie die von it fits, bei Siegelklarheit und Label-Online
- Zu empfehlen sind unabhängige Labels, welche soziale und ökologische Anforderungen an die gesamte Lieferkette setzen
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Katharina Schaus ist Gründerin von it fits – Organic Textile Partner, ein Beratungsunternehmen für Unternehmen im Textilsektor im Bereich angewandte Nachhaltigkeit. it fits unterstützt zum Beispiel Hersteller:innen und Händler:innen dabei, die Standard-Anforderungen für ein Label zu erfüllen – hilft bei der Vorbereitung solcher Zertifikate, bei der Kennzeichnung der Textilien selbst und natürlich bei den Nachhaltigkeitszielen, die sich das Unternehme setzt. Neben der Beratung bietet die Website von it fits eine Labelschule, die Überblick über die verschiedenen Zertifikate schafft.
[1] it fits hat eine solche Übersicht in ihrer Labelschule zusammengetragen