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Weltfrauentag – Wie sieht es mit Frauenrechten in der Baumwollproduktion aus?

Der Grossteil aller Textilien wird von Frauen hergestellt. In Zahlen betrachtet sind sogar 80 % aller Beschäftigten der Textilindustrie weiblich. Auch in der Baumwollproduktion ist das Bild kein anderes –die Ernte wird fast ausschliesslich von Frauen übernommen mit einem Anteil bis zu 90 %! Betrachtet man jedoch, wer in der Baumwollproduktion die Führungspositionen einnimmt, wird das Bild fast ausschliesslich von Männern dominiert. Welche Bestrebungen gibt es also, um die Rechte der Frauen und die Gleichberechtigung zu stärken? Und wie kannst du einen Einfluss darauf nehmen? Heute am Weltfrauentag wollen wir diesen Fragen nachgehen.

Bei der Gleichberechtigung der Geschlechter geht es darum, dass Männer und Frauen in allen Lebensbereichen gleiche Rechte haben. Es gilt als universelles Menschenrecht. Und bedeutet konkret, dass Männer und Frauen gleichberechtigt an Entscheidungsprozessen teilhaben können und Chancengleichheit im Beruf und Alltag gewährleisten ist. Jedoch ist das in vielen Gebieten der Welt nicht die Realität.

Frauen in der Baumwollproduktion in Indien

Auch in der kleinbäuerlichen Baumwollproduktion in Indien herrschen grosse Ungleichheiten. Fast ein Viertel der global gehandelten Baumwolle stammt von dort, doch vor Ort profitiert kaum eine Frau davon. Denn sie verdienen etwa ein Viertel weniger für die gleiche Arbeit. Ausserdem haben sie einen deutlich schwereren Zugang zu Ressourcen wie Land, Saatgut oder Kredite und kaum Chancen bei Entscheidungen mitzuwirken, geschweige denn eine Führungsposition einzunehmen. So stellen Frauen zwar einen grossen Teil der Arbeitskräfte für die landwirtschaftliche Produktion, haben aber letztendlich kaum Mitsprache, wie die Einnahmen ausgegeben werden.

Hinzu kommt, dass sie die gesamte familiäre Arbeit, wie die tägliche Hausarbeit und Kinderbetreuung, übernehmen und so nicht an Schulungen, Treffen und anderen Aktivitäten zur Entwicklung ihrer Fähigkeiten und der Gemeinschaft teilnehmen können.

Mehr Chancengleichheit dank des fairen Handels

Die Prinzipien des Fairen Handels bewirken, dass diese Ungleichheiten verringert und letztendlich aus dem Weg geschafft werden können. Eine stärkere Gleichberechtigung von Frauen ist eine Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung und damit für ein gutes Leben für Familien und Gemeinschaften.
Denn während Frauen ihr verdientes Geld etwa zu 90 % für die Ernährung und Gesundheit der Familie und die Ausbildung der Kinder verwenden, sind es bei den Männern im Schnitt nur 30 %. Die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) schätzt, dass die Zahl der unterernährten Menschen um 100 bis 150 Millionen reduziert werden könnte, wenn die Ungleichheit der Geschlechter im Agrarsektor beseitigt würde.1

Fairtrade ist eine der Organisationen, die sich der Verringerung von globaler Ungleichheit verschrieben haben. Wie das praktisch möglich ist, zeigen die Erfahrungen zweier Fairtrade-Baumwoll-Bäuerinnen aus Indien.

Falame Bhoi, Baumwoll-Kleinbäuerin aus Bhajiguda

«Die Herausforderungen eines weltweiten Marktes waren für uns nicht zu stemmen. Und die Mittelsmänner haben uns nur ausgebeutet und betrogen», sagt Falame Bhoi. Sie schildert die Probleme, denen lokale BäuerInnen wie sie gegenüberstehen. Mit nur wenigen Hektar Anbaufläche sind die KleinbäuerInnen auf Mittelsmänner angewiesen bzw. regelrecht ausgeliefert.

«Angefangen hat die positive Veränderung damit, überhaupt Zugang zu einem Markt zu bekommen, wo wir einen fairen und fixen Preis für unsere Baumwolle erhalten», schildert Falame weiter. Dank der Möglichkeit von festen Abnehmern der Fairtrade-Bio-Baumwolle ist nun ein Mindestpreis gewährleistet.
«Durch das gesicherte Einkommen waren wir auf einmal in der Lage, zu planen und konnten uns bessere Geräte für den Haushalt, wie auch einen Traktor für die Feldarbeit leisten. Irgendwann haben wir uns sogar ein Motorrad gekauft. Damit waren wir endlich mobil,» berichtet Falame. Viel wichtiger ist ihr jedoch etwas ganz anderes: „Dank des höheren Einkommens können wir unseren Kindern eine gute Ausbildung ermöglichen. Mein Sohn besucht die Oberstufe und meine Tochter geht sogar ins College. Beides wäre ohne Fairtrade nicht möglich.

Santu Bai, Baumwoll-Kleinbäuerin aus Ramdad

Im Dorf Ramdad lebt Santu, die ebenfalls Baumwoll-Kleinbäuerin ist. Sie erwähnt die Fairtrade-Prämie, die die Bauernfamilien bzw. Beschäftigte gemeinsam erhalten. Diese Prämie wurde zum Vorteil des Dorfs Ramdad eingesetzt. Santu erzählt: «Dank der Prämie gibt es in unserem Dorf Strom und es konnte eine Schule errichtet werden, die unsere Kinder besuchen können.»

Santu berichtet auch von ihrer Erfahrung, dass die Bio-Baumwolle grundsätzlich besser für die Gesundheit der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ist. Sie ergänzt: «Der biologische Anbau ist gut für uns. Unsere Erträge sind besser als bei der konventionellen Baumwolle.»

Neben den Mindestpreisen und Prämien setzt sich der Faire Handel auch bei weiteren Themen für die Rechte der Frauen ein, indem

Fairer Handel wirkt, wie die Erfahrungen von Falame und Santu zeigen. Mit deiner fairen Kaufentscheidung ermöglichst du, dass sich das Leben der beiden, ihrer Familien und ihrer Gemeinschaften verbessern kann. Denn wer faire Produkte wählt, unterstützt den Wandel hin zu mehr Chancengleichheit in den Ländern des globalen Südens.

Achtest du auf das Fairtrade Label? Wählst du fair gehandelte Produkte?

Der Fairtrade-Mindestpreis ist eines der Kernelemente im Fairtrade-System. Er darf als Sicherheitsnetz am globalen Markt mit seinen Preisschwankungen verstanden werden und soll die durchschnittlichen Kosten für eine nachhaltige Produktion decken.

Zusätzlich zum Verkaufspreis erhalten alle Produzentenorganisationen die Fairtrade-Prämie. Die Bauernfamilien bzw. Beschäftigten auf Plantagen entscheiden gemeinsam in einem demokratischen Prozess, in welche sozialen, ökologischen oder ökonomischen Projekte die Prämie investiert wird und welche Ziele erreicht werden sollen.


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  1. Quelle: https://www.fao.org/newsroom/detail/Women-hold-the-key-to-building-a-world-free-from-hunger-and-poverty/en ↩︎
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