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Fairtrade-Baumwolle für soziale Gerechtigkeit

«Baumwolle ist wie Gold für uns», sagt Radheshyam Munnalal Makwana. Er ist Baumwollbauer in Indien. Baumwollbäuer:innen wie Radheshyam sind das Rückgrat der Textilindustrie. Obwohl er mit seiner angebauten Baumwolle seinen Lebensunterhalt bestreiten kann, ist er in der globalen Lieferkette derjenige, der am wenigsten profitiert vom Verkauf der hergestellten Textilien.
Fairtrade kann hier helfen. Doch was ist das überhaupt?

Etwa 100 Millionen Bauernfamilien, wie die von Radheshyam, sind in 70 Ländern an der Produktion von Baumwolle beteiligt. Insbesondere für die Menschen in West- und Zentralafrika, in Indien, Pakistan und Zentralasien ist der Anbau von Baumwolle die Existenzgrundlage. 90% von ihnen sind Kleinbäuer:innen, die in ländlichen Gegenden in Armut leben. Sie sind vom internationalen Baumwollmarkt abgeschnitten und müssen ihre Baumwolle an Zwischenhändler:innen verkaufen, die einen schlechten Preis bezahlen. Das soll sich ändern.

Eine gerechte Alternative

Eine bereits verfügbare Lösung ist Fairtrade-Baumwolle. Der Fairtrade Baumwoll-Standard (siehe Info unten) zielt darauf ab, bessere Arbeits- und Lebensbedingungen für Baumwollbäuer:innen wie Radheshyam zu schaffen. Dazu gehören sichere Arbeitsbedingungen und eine gerechte Verteilung der Gewinne entlang der Lieferkette.


«Mit Fairtrade betreiben wir ökologischen Landbau, der uns bessere Erträge bringt und für den wir auch einen guten Preis erhalten», erklärt Bhala, Baumwollbauer im indischen Dorf Ramdad. Wie ihm geht es vielen Kleinbäuer:innen im Land, das zum Hauptlieferanten von Bio-Baumwolle geworden ist. Sie machen mehr als 50% der weltweiten Produktion aus.

Empowerment für Baumwollbäuer:innen

Für Bhala und Radheshyam ist klar: «Unser Lebensunterhalt ist vom Baumwollanbau abhängig.»
Mit dem Fairtrade Baumwoll-Standard werden sie gestärkt und erhalten eine Stimme. Durch demokratische Strukturen und die Zusammenarbeit in Genossenschaften können Kleinbäuer:innen wie Bhala und Radheshyam an Entscheidungen teilhaben. Sie werden gehört und können ihre Interessen vertreten. So wirken sie aktiv an der Gestaltung ihrer Zukunft mit und verbessern ihre Lebensqualität.
Für ihre Fairtrade-Baumwolle werden stabile Mindestpreise garantiert, die ihnen Planungssicherheit und ein stabiles Einkommen ermöglichen. Die zusätzliche Fairtrade-Prämie ermöglicht es den Bäuer:innen, in ihre Gemeinschaften zu investieren und Projekte zur Verbesserung ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen zu realisieren.
«So konnten wir viele Probleme bewältigen, unter denen wir litten», freut sich Bhala.

Klimagerechtigkeit durch nachhaltigen Anbau

Der Klimawandel betrifft uns alle. Doch insbesondere diejenigen, die in fragilen Ökosystemen leben und von der Landwirtschaft abhängig sind. Das Ziel von Fairtrade ist deshalb, Baumwollbäuer:innen dabei zu unterstützen, sich an den Klimawandel anzupassen und ihre Anbaumethoden nachhaltiger zu gestalten. In verschiedenen Projekten werden Kleinbäuer:innen in umweltfreundlichen Anbaumethoden geschult, die die Natur und das Klima schonen. So verzichtet Bhala auf gefährliche Pestizide und lernt in Schulungen, ressourcenschonende Techniken anzuwenden. Er kann dadurch den Wasserverbrauch reduzieren und den Boden schützen.
Die negativen Auswirkungen der Baumwollproduktion auf die Umwelt können so generell reduziert werden. Und Fairtrade geht einen Schritt weiter und bietet spezifische Projekte zur Energieeffizienz und zu erneuerbaren Energien in den Anbauregionen an. So profitieren auch die dort lebenden Menschen von einer nachhaltigeren und klimagerechteren Wirtschaft.

Fairtrade-Baumwolle ist somit mehr als nur ein Label. Es ist ein Schritt in Richtung einer gerechteren und nachhaltigeren Welt. Als Konsumierende:r kannst du durch den Kauf vonTextilien aus Fairtrade-Baumwolle einen Unterschied machen. Deine Entscheidung kann dazu beitragen, die Lebensbedingungen der Baumwollbäuer:innen zu verbessern.


Good to know

Der Fairtrade Baumwoll-Standard ist das Regelwerk, das Kleinbauernorganisationen einhalten müssen. Er umfasst soziale, ökologische und ökonomische Mindestanforderungen, um eine nachhaltige Entwicklung der Produzentenorganisationen zu gewährleisten, wie zum Beispiel:

  • Faire (oder verbesserte) Arbeitsbedingungen
  • Strenge Umweltstandards zum Schutz der Gesundheit und der Sicherheit der Kleinbäuer:innen 
  • Das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit

Von allen Beteiligten der weiteren Lieferkette wird ein Nachweis über die Einhaltung der ILO- Kernarbeitsnormen verlangt. Das gilt für alle Schritte der Weiterverarbeitung wie Entkernung, Spinnen, Färben, Stricken, Weben, Konfektionieren. Ist kein Nachweis vorhanden, übernimmt FLO-CERT die Überprüfung.

Das Fairtrade Certified Cotton-Label zeigt, dass 100 % der Baumwolle im Produkt Fairtrade-zertifiziert sind. Kunden können diese Produkte am Fairtrade Certified Cotton-Label erkennen, welches im Produkt eingenäht ist. Das Fairtrade Certified Cotton-Label steht für physische Rückverfolgbarkeit bis zu den Baumwollproduzentenorganisationen.

Das Fairtrade Rohstoff-Label für Baumwolle schafft neue Möglichkeiten für Produzenten, ihre Baumwolle zu Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen. Oftmals lässt es der Produktionsprozess nicht zu, die Fairtrade Baumwolle separat zu verarbeiten. Mit dem Fairtrade Rohstoff-Label für Baumwolle können Unternehmen eine vereinbarte Menge Baumwolle unter Fairtrade-Bedingungen beschaffen und mit anderen Fasern mischen. Die Hersteller dürfen nur die Menge der Fairtrade-Baumwolle kommunizieren, die sie bezogen haben.


Achtest du auf Baumwoll-Standards? Hast du Kleidung aus Fairtrade Baumwolle bereits gekauft? Teile uns deine Erfahrungen auf Social Media #reflectyourstyle oder via Mail initiative@sts2030.ch

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