Von Pionieren lernen: Fairtrade-Standards in der Modeindustrie
Die Modebranche boomt mit Fast Fashion, die auf günstige Preise durch minderwertige Materialien setzt. Doch dieser Erfolg hat seinen Preis, nicht nur in Bezug auf Umweltauswirkungen, sondern auch auf die sozialen Arbeitsbedingungen. Doch Mode kann auch anders. Was bewegt Unternehmen zu nachhaltigem, fairem Wirtschaften und wie kannst du beim nächsten Einkaufsbummel erkennen, welche Produkte nach Fairtrade-Standards hergestellt wurden?
ISA Sallmann AG: Ein Pionier in der Slow-Fashion-Bewegung
Mitten im schnelllebigen Modekarussell steht die ISA Sallmann AG als Pionier der Slow-Fashion-Bewegung. Das Schweizer Familienunternehmen aus Amriswil wird in der siebten Generation geführt und produziert hochwertige Tag- und Nachtwäsche sowie Loungewear.
«Wir engagieren uns seit Generationen für ökologisches Unternehmertum. 1992 haben wir die erste Bio-Wäschekollektion auf den Markt gebracht – leider mit wenig Erfolg. Damals war dieser Aspekt für Schweizer:innen noch nicht interessant», sagt Christian Sallmann, Co-CEO der ISA Sallmann AG.
Von der Vision möglichst nachhaltiger Produkte liess sich das Schweizer Unternehmen aber nicht abbringen: Vor fast 15 Jahren ging ISA eine Partnerschaft mit Fairtrade Max Havelaar für zertifizierte Baumwolle ein.
«Für unsere Branche waren wir mit dieser Kooperation damals Pioniere», sagt Christian Sallmann heute stolz. Die Ansprüche ihrer Kund:innen sind klar: Fairtrade-Produkte dürfen sich in Funktionalität, Langlebigkeit und Haptik nicht von konventionellen Produkten unterscheiden. Darüber hinaus sind die Transparenz entlang der gesamten Lieferkette und die Rückverfolgbarkeit der verarbeiteten Rohstoffe von besonderem Interesse. «Unsere Kund:innen schätzen unser Engagement für qualitativ hochwertige, nachhaltige und sozial fair angebaute Baumwolle», betont Sallmann.
Fairtrade-Standards als Basis
Was bedeutet es für die Baumwolle-Produzent:innen, wenn ihre Baumwoll-Kooperative Fairtrade-zertifiziert ist? Die Kooperative und ihre Mitglieder, die Produzent:innen, müssen die festgelegten Fairtrade-Standards für den Anbau von Baumwolle einhalten und umsetzen. Die Kooperative und ihre Mitglieder müssen die festgelegten Fairtrade-Standards für den Anbau von Baumwolle einhalten und umsetzen. Als zertifizierte Kooperative erhalten sie unter anderem einen Fairtrade-Mindestpreis für ihre Ware. Dieser schützt sie vor den Schwankungen des Weltmarktes. Zusätzlich wird eine Fairtrade-Prämie an die Kooperative ausgezahlt, die in lokale Projekte investiert wird. Die Produzent:innen entscheiden mit, welche Projekte ihnen wichtig sind: Investitionen in die lokale Infrastruktur, in die Gesundheitsversorgung, in soziale Projekte für mehr Nachhaltigkeit in den Gemeinden oder in betriebswirtschaftliche Optimierungen.
Sozialaudits prüfen ethische Standards
Für die Überprüfung der Fairtrade-Standards ist FLOCERT zuständig. Die 2003 gegründete FLOCERT ist die globale unabhängige Zertifizierungsstelle von Fairtrade und überprüft regelmässig die Umsetzung und Einhaltung der Fairtrade-Standards in allen Ländern, in denen Fairtrade-zertifizierte Rohstoffe wie Baumwolle angebaut und gehandelt werden.
Bei Verstössen gegen die Fairtrade-Standards werden diese «Non-Conformities» transparent dokumentiert und es werden Massnahmen zur Behebung der Missstände entwickelt. Dabei stehen immer die Entwicklung und Verbesserung der Produzentenorganisationen im Vordergrund.
Transparenz in der Lieferkette: Ein Muss für Slow Fashion
Transparenz in der Lieferkette kann dann gewährleistet werden, wenn jeder Akteur entlang der Lieferkette Fairtrade-zertifiziert ist. Somit kann der Rohstoff bis zu seinem Ursprung in der Produzentenorganisation zurückverfolgt werden.
Fairtrade-Label als Wegweiser
Möchtest du bei deinem nächsten Einkauf eine gut informierte Entscheidung treffen? Schau einfach nach dem Fairtrade Max Havelaar-Label – es gibt zwei Varianten speziell für Baumwolle.
Das Fairtrade-Label für Baumwolle (in schwarz) steht für fair angebaute und gehandelte Rohbaumwolle, die über alle Produktionsschritte direkt rückverfolgbar ist. Sie wird strikt getrennt von Nicht-Fairtrade-Baumwolle weiterverarbeitet. Die Baumwolle in Textilien, die dieses Label tragen, ist zu 100 Prozent Fairtrade-zertifiziert.
Das Fairtrade-Rohstoff-Label für Baumwolle (in weiss) signalisiert, dass ein Textilunternehmen sich dazu verpflichtet hat, einen festgelegten Anteil der benötigten Baumwolle in Fairtrade-Qualität zu beziehen. Diese vereinbarte Menge Rohbaumwolle wird unter Fairtrade-Bedingungen eingekauft und kann ab der Spinnerei durch die Vermischung der Rohbaumwolle zwar nicht physisch, aber via Dokumentation von FLOCERT, rückverfolgt werden.
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Achtest du auf Baumwoll-Standards? Hast du Kleidung aus Fairtrade Baumwolle bereits gekauft? Teile uns deine Erfahrungen auf Social Media #reflectyourstyle oder via Mail initiative@sts2030.ch
Foto credit Titelbild: Pavi Siva